Freitag, 19. März 2010

WoW: höher, schneller, weiter?

Als langgedienter WoW-Spieler ist die aktuelle Entwicklung in der "World of Warcraft" zu einem immer rasanteren Spielablauf nicht zu übersehen. Nun stellt sich mir die Frage, können und wollen die Spieler, die sich in dieser Online-Welt von ihrem Alltagsstress ablenken, mit dieser Entwicklung noch mithalten? Oder hat die Marketing- und Marktforschungsabteilung längst erkannt auf welche Zielgruppe man sich künftig ausrichten muss, um auch nach fünf Jahren Erfolgsstory weiter am Geldkuchen naschen zu können?
Werden wir, die damals unter jenen waren, die die ersten Schritte im virtuellen Azeroth gemacht haben, etwa langsam zu alt für dieses Online-Universum?

Der Erfindungsreichtum der Addon-Autoren, das Stasinal (aka Armory) und der Kleingeist, aber auch der Einfallsreichtum vieler WoW-Spieler haben ja bewirkt, dass immer komplexere Mechaniken nötig sind um die mit jeder "Version", bzw. jedem Raid-Tier, rasant steigenden Spieler-Stats unter Kontrolle zu halten. Was noch vor wenigen Wochen und Monaten als überequippt und unnötig aufgeblasen empfunden wurde, entlockt heute einem Großteil der Community nur noch ein müdes Lächeln. Mehr Schaden, mehr Mana, höhere Crits und ein immer längerer Lebensbalken sind nur ein paar dieser Auswüchse.

Gerade die Kurzweiligkeit greift aber immer mehr um sich, Zeit nimmt man sich nicht mehr, alles soll in Rekordtempo erledigt werden, der Faktor Sozialkontakt tritt immer öfter in den Hintergrund. Hauptsache die eigenen "Bedürfnisse" sind rasch befriedigt. Ich ertappe mich ja auch regelmäßig dabei, einfach den Dungeon-Finder zu aktivieren statt in der Gilde zu fragen, wer denn eben Zeit und Lust hätte die tägliche Random-Hero zu machen. Als Tank steht man ja binnen Sekunden in einer Instanz samt Gruppe und kann loslegen... Ist es aber wirklich so toll, dass man in knapp einer Stunde durch drei oder mehr Hero-Instanzen rennen kann?

Wer vermisst sie nicht ein wenig, die "alten Zeiten", wo man schon ein paar Tage vorher ausgedehnte Ausflüge mit Freunden oder Gildies in die Tiefen des Blackrock geplant hat.
Man verbrachte viel Zeit damit große Questreihen voranzutreiben, um dann, endlich, in einer 5er Gruppe eine besondere Herausforderung zu meistern: Dungeon-Quests in den allerersten 10er Raid-Instanzen.
Irgendwie verkommt das damalige Spielgefühl immer mehr zur eintönigen Arbeit. Ja, ich empfinde es mittlerweile nicht mehr als Beschäftigung, sondern als Last mich nahezu täglich bzw. wöchentlich durch Instanzen zu prügeln, um mein Marken-Konto mit möglichst vielen Chars aufzupeppen.

WoW ist ja schon länger ein Synonym für Superlativen, aber mittlerweile entwickelt es sich, meiner Meinung nach, immer mehr vom Spielprinzip eines MMOs weg in Richtung rasanter Online-Action. Der geneigte Blizzard-Fan, als solcher darf ich mich nach dem letzten Spiele-Jahrzehnt ja auch bezeichnen, erkennt hier wohl einen Wink in Richtung Action-RPG ...
Schelmisch wer hier Böses denkt, aber den, auch nach Jahren, noch immer vorhandenen WoW-Hype volley ins Nextgeneration Hack&Slay aka Diablo 3 mitzunehmen, könnte man der Marketing-Maschine Blizzard-Activision doch zutrauen ;)

Ich bin gespannt wie die bislang propagierte Entschlackung von Werten, Talenten und Mechaniken und der neuerlich angekündigte Qualitätssprung mit Cataclysm geschafft wird. Lassen wir uns überraschen, wenn wir uns dann noch wieder sehen sollten in Azeroth....

Cavalorn

5 Kommentare:

Glyxbringer hat gesagt…

Es ist wirklich genauso, wie Du beschreibst: Das Spiel war früher viel gemächlicher und der Geschwindigkeitsrausch ist letzten Endes unerträglich geworden. Das Problem: Im Endeffekt waren wir alle auch nicht ganz unschuldig daran.

Smartos hat gesagt…

Unschuldig? Nein, das waren wir sicherlich nicht. Aber letztendlich sind es die Blizztard-Designer, die entscheiden, was passiert und was nicht. Nonstop neue Markenitems, ständig neue Quests, um an irgendwelche Marken ranzukommen und ein kompletter Itemreset mit jedem Patch, der das vorher Gewesene über den Haufen wirft, das gab es früher nicht.

Cavalorn hat gesagt…

Ich hab monatelang in Classic die T0-Instanzen gespielt, ohne Aussicht jemals in einem Raid zu sein und somit die besseren Items zu kriegen.
War das langweilig? Nein! Das waren nämlich keine 12min Heros sondern Ausflüge wo man noch Hirn und Koordination gebraucht hat. Unsere "Raids" waren UBRS-Gruppen, die 40er Raids hatten irgendwie was elitäres...jetzt kannst ja schon den End-Content mit(fast) jeder Random-Gruppe spielen...

Arianrhod hat gesagt…

Glyx hat recht ...im Prinzip sind die Spieler selber schuld. Blizz reagiert nur auf die Wünsche der Spieler. Ich denke, die Hauptursache ist die 2 Klassengesellschaft, die sich in Classic und BC aufgebaut hat und dem dauraus resultierenden NICHT vorhandenen Sozialverhalten. Die Pro-Gilden haben doch Standards gesetzt oder meinten, welche setzen zu müssen und daß er für alle gilt. Werr eben Komplexe in einem Spiel kompensieren umß, schafft eine Schieflage. Das es jetzt gerade auf die Spitze getrieben wird, zumeist von Leuten, die früher am Ende der Nahrungskette standen, bedarf keiner Diskussion. Gearcheck, Gogo, Gruppenleave wird hauptsächlich von Nullen betrieben.

Smartos hat gesagt…

Welche "Zweiklassengesellschaft" denn mit "daraus resultierendem (nicht vorhandenem) Sozialverhalten"? Wer sich früher reingehängt hat, für den gab es fast keine Barrieren außer solchen, die er sich selbst errichtet hat.

Im Übrigen muss ich mich wiederholen: Muss man einem quengelnden Baby (=Spielerschaft) jeden noch so rotzfrech rausgeschrieenen Wunsch erfüllen? Blizztard hätte es in der Hand gehabt, einen anderen Weg zu gehen; getan haben sie es nicht.