Samstag, 20. März 2010

Awakening - eine würdige Erweiterung zu Dragon Age Origins?


In den letzten Monaten war es schon erstaunlich, was für ein Release-Feuerwerk BioWare abgebrannt hat. Dragon Age Origins im November, Mass Effect 2 im Januar und nun das Dragon Age-Addon Awakening letzten Donnerstag. Als BW-Fan habe ich es mir dann natürlich direkt besorgt und angespielt, nun bin ich durch, so dass ich ein Fazit ziehen will.

Man sieht vielleicht schon: Vom Umfang her kann es mit dem Hauptspiel bei weitem nicht mithalten. Habe ich beim Hauptspiel noch 40-50 Stunden benötigt, um es einmal durchzuspielen, waren es bei Awakening gerade einmal rund 13 Stunden. Das lag sicherlich zu einem nicht unerheblichen Teil daran, dass der Schwierigkeitsgrad ziemlich niedrig war; meine importierte Kriegerin war gerade im ersten Drittel des Spiels ein Bollwerk, an dem nahezu jeglicher Schaden abgeprallt ist - und das auf Schwer, dem dritten der vier Schwierigkeitsgrade. Danach habe ich auf Insanity umgestellt, aber allzu viel Effekt hatte das auch nicht; richtig Schaden kam nur rein, wenn mal wieder ein anderer Charakter verhauen wurde. Insgesamt war das Spiel definitiv zu einfach (manche Mobs in Origins haben mehr Schaden verursacht als die gefährlichsten Bosse in Awakening), hier hat BioWare bei der Balance geschlampt. Erste Enttäuschung.

Der zeitliche Umfang ist also nicht sonderlich berühmt, aber wie sieht es mit den inneren Werten aus? Awakening ist ein Dragon Age, im Guten wie im Schlechten. Die Grafik ist immer noch verstaubt, der eigene Charakter bleibt immer noch stumm (Das muss in Zeiten von Mass Effect wirklich nicht mehr sein!), aber die Welt ist immer noch mit viel Liebe und auch Humor gemacht worden. Allerdings fällt Awakening in einigen Fällen deutlich hinter das Hauptspiel zurück: Die Party ist mit sechs potenziellen Mitgliedern deutlich kleiner und die Interaktion mit den einzelnen Gruppenmitgliedern ist wesentlich weniger ausgebaut als in Origins. Deren Hintergrundgeschichten sind zwar auch ganz nett, aber sie haben einem am Ende einfach viel weniger zu erzählen als Origins-Charaktere. Romanzen gibt es überhaupt keine mehr; das würde ich im Prinzip nicht verteufeln, wäre da nicht die Umsetzung. Ihr Fehlen wirkt auf mich einfach unglaubwürdig, da durchaus einige Ansätze vorhanden sind, die dann aber auf ziemlich schwache Art und Weise direkt wieder gekappt werden.
Die Spielwelt selbst ist auf das Arltum Amaranthine beschränkt und ist damit leider sehr, sehr klein. Dabei unterscheiden sich die einzelnen Teilgebiete zwar merklich, aber es hätte hier ruhig etwas mehr sein können. An neuen Items gibt es eine ganze Menge, wobei der Übergang in meinen Augen gut gelungen ist; Lategame-Items aus Origins werden im Laufe der Zeit ausgetauscht, einige Top-Items bleiben auch bis zum Ende konkurrenzlos. Es ist also nicht wie bei Blizzard, wo man bei jedem Patch nach fünf Minuten schon wieder komplett neue und unendlich bessere Ausrüstung hat. Materielles ist leider auch so ziemlich das Einzige, das es bei einem Import aus dem Hauptspiel rüberschafft; ansonsten ist Awakening sehr eigenständig, in meinen Augen zu sehr. Ich hätte mir gewünscht, dass beide Handlungen mehr miteinander verwoben werden, aber Awakening ist fast schon ein eigenes Spiel bei so wenigen Rückbezügen.

Wie schaut es mit der Story aus? Nun, sie hat einige ganz interessante Wendungen und ist auch gut gemacht, aber ich hatte mir im Vorfeld mehr versprochen. Sie ist und bleibt eben sehr, sehr kurz und behandelt manche Dinge auch nur sehr, sehr nebensächlich. Das Ende ist in meinen Augen leider ein absoluter Reinfall: Erst redet man ein bisschen, erfährt dabei immerhin Antworten auf die größten Fragen, die sich vorher angesammelt hatten, und verprügelt dann den Endboss. Und dann - nichts. Wobei doch, tolle Textnachrichten à là "Nach dem großen Sieg geschah dies und jenes", aber das ist für mich kein würdiges Ende; hier sage ich ganz deutlich: Shame on you, BioWare!

Das alles soll nicht heißen, dass Awakening nun ein schlechtes Spiel wäre; es macht Spaß und ist somit schon ein gutes Spiel, aber der Sprung auf die Stufen "sehr gut" oder gar "ausgezeichnet" bleibt ihm für mich verwehrt. Es ist einfach eine Enttäuschung auf recht hohem Niveau, der einige Zeit und Arbeit seitens der Entwickler gut getan hätten.

6 Kommentare:

Elhao hat gesagt…

Das Schwierigkeitsgrad-Problem kann möglicherweise an deinem importierten Charakter gelegen haben. DA:O-A hat nen bekannten Bug, dass DLC-Ausrüstung (außer Return to Ostagar) von importierten Charakteren zwar entfernt wird, jedoch werden die Werte übernommen und fließen in die Charakterwerte mit ein. Trägst du also die Blutdrachenrüstung, hast du später Rüstungswerte als hättest du zwei Rüstungen an und alle anderen Boni auch am Leib.
Wenn du mit "wahrem" Schwierigkeitsgrad spielen willst, musst du deinem Mainchar entweder vorher alles ausziehen oder einen Orlais-Wächter starten.

Smartos hat gesagt…

Hmm, das ist ja mal interessant. Allerdings gilt da wohl auch wieder das, was ich im letzten Satz des Beitrags geschrieben habe; im Übrigen waren sie bei der DLC-Ausrüstung eh inkonsequent, da ich den Helm von Honnleath behalten konnte und auch aus Warden's Keep die Waffen angeblich übernommen werden.

Smartos hat gesagt…

Hab gerade nochmal nachgeprüft, es stimmt definitiv. Bis auf 3 Rüstung, wohin sie auch immer verschwunden sein mögen, stimmten die Werte vom nackten Charakter in Awakening und vom Charakter mit Blutdrachenrüstung in Origins überein.

Allerdings werden die Differenzen kaum für einen Unterschied zwischen schnarcheinfach und herausfordernd sorgen können, dafür sind sie zu gering. 30 HP, 7 Verteidigung und 24 Rüstung sind dafür im Vergleich zu den Gesamtstats zu wenig.

Cavalorn hat gesagt…

Trotzdem bin ich von Bioware eigentlich keine Schlampereien in diesem Bereich gewohnt...

Mal schauen wie es weiter geht, die Interaktion mit den Gruppenmitgliedern vermisse ich auch.

Paton hat gesagt…

So bin jetz uch nach 12stunden Spielzeit durch und muss sagen, dass ich etwas enttäuscht bin. Die Dialoge waren wieder super, die Q auch und die Handlung sowieso. Aber in punkto Umfang, Gruppenmitglieder und Anspruch fand ichs doch recht schlecht. Auch das Ende hat mich wieder stark enttäuscht...

Cavalorn hat gesagt…

Tja, hab es ja auch durch.
Meiner Meinung nach rechtfertigt die Spielzeit den Preis fürs Addon nicht.

Das Zugehörigkeitsgefühl der Gruppenmitglieder kommt nur sehr selten auf im Vergleich zum Hauptspiel.

Die Entscheidungsfreiheit wirkt auch bei Weitem mehr gekünstelt und hat(außer am Ende) keinen entscheidenden Einfluss.

Mit der KI der Gruppenmitglieder hatte ich öfter zu kämpfen als mit den Gegnern :(

Naja, paar nette Stunden, berauschend war es aber nicht.