Mittwoch, 22. November 2006

Macht es euch nicht zu leicht.

Wenn sich wieder mal ein Jugendlicher schwer bewaffnet durch eine Schule gekämpft hat ist das Geschrei groß. Natürlich will keiner die Schuld dafür tragen, schuldig sein ist total uncool, vor allem in unserer Gesellschaft, in der es um Wählerstimmen, Geld und einen guten Ruf geht.

Der Schuldige ist schnell ausgemacht. Man nimmt schlicht und einfach jemanden, der keine Lobby hat.

Ich weiß, dass diese Diskussion alt und ausgelutscht ist, aber scheinbar haben weltfremdes Politpersonal und andere Schwafler es immer noch nicht verstanden.

Das Leben eines jungen Menschen ist immer - wirklich immer - mehr, als nur seine virtuelle Realität, wie sehr er sich auch noch dahin geflüchtet hat. Vor allen Dingen muss man sich doch fragen, wieso er diesen Ausweg zu erst in die Spiele und dann in den Freitod gesucht hat.

Man spielt, um sich seine Zeit zu vertreiben, um Nervenkitzel zu erfahren, um seine Fähigkeiten zu testen. Man spielt, weil das Spiel einen ablenkt. Und an dieser Stelle stellt sich die Frage: Ablenken, wovon?

Hier muss man mit seiner Recherche anfangen und nicht direkt auf der Festplatte der armen Seele. Ein Spiel kann gar nicht der Auslöser sein, höchstens ein Katalysator. Erst muss der Junge psychisch labil gewesen sein, um ein Spiel als Grundlage seines Handelns herzunehmen. Hier ist niemals die Frage nach dem Huhn oder dem Ei. Das Spiel kommt definitiv erst an späterer Stelle. Nicht umsonst spielen Millionen von Menschen heutzutage friedlich und im sozialen Verbund ihre "Killerspiele", nicht weil sie Leute bestialisch abschlachten wollen - ganz im Gegenteil - weil sie soziale Kontakte knüpfen, ihre Reaktionszeit verbessern oder sich einfach eine Gänsehaut über den Rücken fahren lassen wollen.

Wer CounterStrike und Kinderpornographie auf eine Stufe stellen möchte, der sollte zuerst einmal Brot verbieten. Schließlich sind 95% aller Straftaten nach dem Konsum von Brot begangen worden.

Fehlersuche sollte im sozialen Umfeld des Jungen und nicht auf den unzähligen Mattscheiben friedliebender Zocker begonnen werden. Es gibt in jedem sozialen Bereich schwarze Schafe, aber deshalb alle Bäcker pauschal zu bestrafen käme auch keinem in den Sinn.

So eine Tat ist der Zusammenschluss unzähliger Faktoren und man wird sie nicht vermeiden können, wenn man nur eine versucht zu eliminieren. Wer an Waffen kommt wird auch Mittel und Wege finden, um an Kinderpornographie zu gelangen.

Ich glaube, dass den Herren Politikern gar nicht klar ist, wie sehr sie doch ganz normale Leute in den Schmutz ziehen. Hey, ich habe auch CounterStrike, Quake etc, etc gespielt, führe ein normales, studentisches Leben. Ich will niemanden umbringen, ich will nur, dass nicht mehr so ein Unfug von egoistischen öffentlichkeit-repräsentierenden Personen verzapft wird, die nur ihre eigene Haut retten wollen, und deshalb Unschuldige verunglimpfen.

Bis jemand anderes die Schuld auf sich nimmt stelle ich mich gern zur Verfügung, aber ewig mach ich das nicht mit... bin schließlich nicht der Messias.
~Glyx

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

ach beziehst du dich auf die aussagen manch dummer politiker die "killergames" verbieten wollen? (diskusion ja mal wieder am laufen seit gestern -_-)

wenn sich unsre polis mal eher um bessere schulbildung, betreuung von kindern und jugendlichen etc. kümmern würden wäre die disku garnicht erst aufgekommen. also deinen vergleich fand ich auf jeden fall mal geil - verbietet das brot!!!

bin deiner meinung - die machen es sich irgendwie zu leicht.

Anonym hat gesagt…

Es ist ein Armutszeugnis das die Politik mal wieder die Schuld auf ein einen einzigen Faktor schieben. Der nicht mal unbedingt ein Faktor sein muss.

Es ist ein Armutszeugnis das ein Kind überhaupt so lange unbemerkt so vernachlässigt wurde, ein Versagen der Behörden in der Schule, und ein Versagen der Eltern zu Hause.

Jeder dieser Amokläufe und jedes andere Verbrechen sind Versagen der Gesellschaft als ganzes.

Anonym hat gesagt…

Es ist ein Armutszeugnis das die Politik mal wieder die Schuld auf ein einen einzigen Faktor schieben. Der nicht mal unbedingt ein Faktor sein muss.

Es ist ein Armutszeugnis das ein Kind überhaupt so lange unbemerkt so vernachlässigt wurde, ein Versagen der Behörden in der Schule, und ein Versagen der Eltern zu Hause.

Jeder dieser Amokläufe und jedes andere Verbrechen sind Versagen der Gesellschaft als ganzes.

Anonym hat gesagt…

In einem Punkt muss ich Dir Recht geben: Das Spiel kommt als Ursache erst an zweiter Stelle, gerne auch in Form eines Katalysators.

Genau da steht Alkohol übrigens auch. Der Gesetzgeber hat daher eine Restriktion für Alkoholika eingeführt, Gleiches soll nun für sog. "Killerspiele" vollzogen werden.
Es geht nicht darum, jedem den Zugang zu Alkohlika bzw. Spielen mit Gewaltinhalt zu verbieten, sondern eher den jungen Menschen, deren Persönlichkeiten noch ein entsprechend großes Potenzial an Formbarkeit aufweisen.

Und genau bei diesem Potenzial sieht der Gesetzgeber seinen Ansatzpunkt. Ad hoc kann er leider nicht die erste Ursache (mMn. eigentlich Ursachen, u.a. Erziehung, Bildung, soziales Umfeld uvm.) wirksam bekämpfen. Also werden _zusätzlich_ kurzfristige Maßnahmen getroffen. Diese Maßnahmen erscheinen vielen, gerade jungen Menschen, übertrieben (ich habe in dem Alter das Gleiche gedacht). Leider greift an dieser Stelle eine Phrase:
"Jede Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied"

Die Übertragbarkeit sollte jedem klar sein: Die Kette entspricht der "jungen Gesellschaft" und die schwächsten Glieder sind u.a. die Negativbespiele aus den Medien (angefangen bei psychischer und physischer Gewalt in und nach der Schule und endend bei einem jugendlichen Bombenbastler).
Eine Kette belastet man entsprechend Ihrer Grenzlast, die durch das schwächste Glied definiert wird. Gleiches wird nun mit dem Verbot von "Killerspielen" für Jugendliche bezweckt. Die gesamte jugendliche Gesellschaft wird entsprechend Ihrer Grenzlast behandelt...


Ich hoffe, dass der Sinn, die Darstellung der Gegenposition für das Verständnis selbiger, meiner Ausführungen klar wurde (konnte kaum Querlesen, muss los^^).


In diesem Sinne,
Mythras :)



P.S. Dein Brot Bsp. ist zwar sehr amüsant zu lesen, jedoch stellt sich hier die Frage des Bezugs der Relevanz.
Denn wahr ist ebenfalls, dass ein Großteil aller Straftaten verübt würde nachdem der Täter
- Sauerstoff eingeatmet
- sich morgens die Zähne geputzt
- etwas getrunken
- ...
hat.
Aber das weißt Du selbst und ich führe es lediglich auf, damit nicht allzu viele drauf reinfallen. ;)


P.P.S. Ich kann Deinen Standpunkt auch gut vertreten (da ich ähnlich denke), doch nützt gerade bei diesem Thema eine kritische Betrachtungsweise...

Glyxbringer hat gesagt…

Bei kritischer Betrachtungsweise stellt man aber auch fest, dass Alkohol, Zigaretten und "Killerspiele" bereits gleiche/ähnliche Eingrenzungen erfahren haben und dennoch jeder, der es für nötig hält nicht nur an diese sondern anscheinend auch an Waffen gelangt... wobei ich persönlich bei letzterem und nicht ersterem das größte Übel sehen würde...

~Glyx

Anonym hat gesagt…

also erstmal muss ich sagen: wiedermal ein gut zu lesender post.
ich stimme dir absolut zu, auch wenn ich mich damit bei manchen gesellschaftsgruppen wieder in's abseits stelle.

warum ich jetzt nicht wieder jeden aspekt des falschen handelns unserer bundesregierung aufzeige, was den umgang mit solchen "killerspielen" angeht, dürfte klar sein. darüber gibt es genug aussagen.

dein vergleich mit dem brot ist anschaulich, und für (ich hoffe mal) die meisten gut verständlich, was die aussagekraft angeht :)

aber bernd gleich verbieten, na ich weiss nicht... (sorry, musste sein)

mfg
apollonius