Freitag, 30. April 2010

Wie schön ...

... wenn unser Hobby endlich einmal die Aufmerksamkeit erfährt, die ihm auch gebührt. Das könnte man jedenfalls als ganz und gar unbedarfter Spieler denken, wenn man zum ersten Mal vom "Deutschen Computerspielepreis" hört. Dieser Preis wird seit letztem Jahr von einigen Branchenverbänden und dem Kulturstaatsminister vergeben und könnte ein Zeichen für die gesellschaftliche Akzeptanz von Videospielen sein.

Bedauerlicherweise trifft der Konjunktiv die aktuelle Situation aber ganz gut, denn die Realität sieht anders aus. Das zeigt sich besonders deutlich an der Farce, zu der die Vergabe des Preises für das beste internationale Spiel wurde. Um kurz aus den Richtlinien zur Vergabe des Preises zu zitieren:

Der Sonderpreis "Bestes internationales Spiel" wird für bis zu drei Spiele aus internationaler Produktion verliehen. Die prämierten Spiele müssen qualitativ hochwertig sowie kulturell und pädagogisch wertvoll sein.

Nominiert waren "Uncharted 2", ein Action-Adventure für die PS3, Dragon Age: Origins und das Geschicklichkeitsspiel "Professor Layton und die Schatulle der Pandora" für den Nintendo DS. Alle drei Spiele sind bzw. sollen durchaus hervorragende Kandidaten sein, die einen entsprechenden Preis durchaus verdienen würden - Preisträger wurde keins von ihnen. Offensichtlich fiel der Jury nach den Nominierungen doch tatsächlich auf, dass es in DAO Gewalt (und nicht zu knapp, muss man ja ehrlicherweise sagen) gibt und dass auch in Uncharted 2 geschossen werden kann. Damit waren diese beiden Kandidaten natürlich schonmal raus, denn wir befinden uns ja nicht auf einer seriösen, ernstzunehmenden Veranstaltung, sondern auf dem von Politikern bestimmten deutschen Spielepreis. Warum Professor Layton den Preis nicht bekam, kann ich schlecht beurteilen, aber damit wäre der ganze Mist ja noch halbwegs glimpflich über die Bühne gegangen. Stattdessen wurde aber ein Spiel im Geheimen nachnominiert, das dann auch gewann.

Dieses Spiel nennt sich "Dawn of Discovery" und sagt vermutlich erstmal keinem was. Der deutsche Titel dürfte allerdings den meisten Spielern geläufig sein; Dawn of Discovery ist nämlich der Name, unter dem Anno 1404 in Nordamerika vertrieben wird. Genau das Anno 1404, das auch schon als bestes deutsches Spiel ausgezeichnet wurde. Dem vom deutschen Studio Related Designs programmierten Anno da auch noch den Preis für die beste internationale Produktion zu verleihen, ist schon ein wenig absurd.

Was zeigt uns dieser tolle Preis also? Die üblichen Verdächtigen aus Politikern, "Jugendschützern" und vielen anderen sind immer noch Lichtjahre davon entfernt, das Hobby von Millionen ernstzunehmen. Dass "pädagogisch wertvoll" offensichtlich bedeutet, dass bloß keine Ansätze von Gewalt auftreten dürfen (Hat den Leuten eigentlich jemand erklärt, dass man auch bei Anno Militär einsetzen kann, sogar gegen einfache Stadtstreicher?), spricht Bände. Dass übrigens derselbe Kulturstaatsminister Neumann, der nun diesen Preis verliehen hat, vor nicht allzu langer Zeit Quentin Tarantinos Film Inglourious Basterds bejubelte, beinhaltet schon eine gewisse Ironie. Die Filmdarstellungen, wie Menschen skalpiert oder mit dem Baseballschläger zu Tode geprügelt werden, stellen die Gewaltdarstellungen in den allermeisten Computerspielen jedenfalls in den Schatten.

In seiner aktuellen Form ist der Deutsche Computerspielepreis nicht mehr als eine Peinlichkeit und ein Zeichen von blindem Aktionismus der Politik nach dem Motto "Wir gucken doch hin, echt!". Aus diesem Schlamassel gibt es eigentlich nur zwei Auswege: Entweder wird der Preis in "Deutscher Kinderspielepreis" umbenannt, um die Realität endlich zu treffen - oder er wird wieder abgeschafft. In seiner jetzigen Form jedenfalls ist er eine reine Vergeudung von Zeit und Geld, die niemand braucht.

5 Kommentare:

Cavalorn hat gesagt…

the same procedure as avery year...

Traurig, aber außer Effekthascherei ist das mal wieder gar nix.
Mehrere (sinnvolle) Kathegorien sind wohl net leistbar.

Csheidi hat gesagt…

was würden mehr kategorien bringen wenn aufgrund falscher, bzw. absolut hirnloser zensur die preisträchtigsten titel nichtmal zugelassen werden?
Uncharted 2 währe überdies definitv gerechtfertigt gewesen. Dieses Spiel hat wirklich einen Ausnahme-Status. So ist es wirklich nur eine Farce :-(

Cavalorn hat gesagt…

Ich meinte was in die Richtung:
- Shooter
- MMO/RPG
- Strategy/Aufbau
- Simulation
- pädagogisch wertvoll
-

what ever, sind ja sonst auch so kreativ die Damen und Herren ;)

Spiele auszuschließen weil sie für die Ü18-Zocker-Generation gedacht sind is mMn nur sinnloses Zensurdenken.

Smartos hat gesagt…

Öh Cava, ich muss dich korrigieren. Uncharted ist ab 16, wie wohl ein großer Teil der Spiele, in denen es Ansätze von Gewalt gibt. Dementsprechend wird alles Ü15 ausgeschlossen :P

Ich hab nicht umsonst den Vorschlag zur Umbenennung in den "Kinderspielepreis" gemacht.

Cavalorn hat gesagt…

LOL
Dann is das ja noch ne Stufe schwachsinniger.

Da bin ich in Österreich ja fast noch im gelobten Land....auch wenn wir eh indirekt durch die deutsche Zensur leiden.